Muïesis - a contemporary concert experience:
How do you conceive your programmes?
I choose the topics of my concert programmes according to what I think is most relevant and crucial to be conveyed to my audience. […] while hoping to trigger questioning and further thinking in the mind of the listener. It seems to me that such an approach is rather unusual in a classical music recital. If we expect this to happen in a theatre play or during an art exhibition, why then should music be an exception?
Where does Muïesis differ from pre-concert talks?
I find pre-concert talks and similar introductions to be a mere obstacle to the perception of music. The listeners are faced with a great deal of biographical details and information about the piece of music they are going to listen to. Does this knowledge really help them listen to the music in a better way? Does it really facilitate the aural approach to the music yet unknown to them? My belief is that one can only get closer to the music by just listening to it with truly open ears. […] In this sense, Muïesis does not impose anything on the listener. The music is simply presented to people as it is. The only difference to a standard concert is the frame in which music is happening. The listeners will be provided with topics they can relate to, therefore they will be able to follow the meaning of the music more easily. I don’t think we need to waste a great deal of words about a musical work when we can access it in a more emotional and intuitive way.
On education on stage:
I do not intend to teach. Neither with my programmes nor on stage. Muïesis presents a musical experience that will not fade away straight after the concert. I believe Muïesis is making a strong impact on listeners beyond the performance and for the days to follow. Perhaps even longer. People who attend my concerts keep telling me how much Muïesis has helped them integrating (classical) music into their daily life. They claim they now perceive music no longer as a form of background entertainment, but as an indispensable and living reality and in a broader and more contextual way.
Interview (excerpts) with Heloïse Ph. Palmer by Lukas Weerth, May 2014
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Muiesis is all about context, something that is easy to overlook when performing and thinking about music. A muietic context is a relativistic frame of reference. The frame is relative to a particular point in time, and so to a particular audience. It can function not only as a field for artistic expression but also, importantly, as a bridge between possibly different styles of music.
Muiesis is an answer to the problem of live performance in the age of recordings. The existence of recordings means that today's audiences are generally aware of many styles of music whose original context has vanished. We are no longer 12th century monks, 16th century aristocrats, 19th century amateur pianists, 20th century music specialists and so on...
Recordings may be the best way to get to know particular styles of music, but they have no context. Their context is provided by each individual listener. Isolated, individual contexts cannot really be called culture.
Muietic concerts therefore provide an artificial, artistically relevant context, specially designed for today's public.
This kind of performance practice has forerunners:
Pierre Boulez liked to give concerts containing a piece from the classical repertoire, a piece by an established, living composer, and a first performance by an unknown composer. Clearly, audiences are more likely to listen carefully to unknown music if they are given contextual help.
But in my mind, muiesis is most closely related to Karlheinz Stockhausen's performance practice. Stockhausen was well aware that pure, recorded, electronic music was in some sense dead, and he also used theatre to keep his music alive, but he conceived his concerts as Gesamtkunstwerke. They contained only his own compositions, and the theatrical context does not change to take account of passing time.
Heloïse Ph. Palmer is, as far as I know, the first artist to use these techniques successfully to transcend different musical styles and eras within one and the same concert. That she is a first class pianist is an extra bonus. Congratulations! The world turns!
James Ingram, composer, June 2013
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from: A different kind of piano recital
For decades piano recitals have grown stiff and become stuck in a cold routine. They are all done the same way: the artist appears, performs the announced music, perhaps plays one or two encores and that's it. Heloïse Ph. Palmer has been thinking about this conformity and has developed a new concept which has most impressed me. [...] The music matches the texts very well. These are food for thought; they capture the listener's mind and remain with him even beyond the very concert experience. Heloise Ph. Palmer shows an impeccable technique. She is able to transfer the emotions of the music she plays to her audience.
Wolfgang Hahn, member of the audience, May 2013
Muïesis als zeitgemäße Alternative
Über Programmgestalt: Was die Themen meiner Bühnenprogramme angeht, so wähle ich danach aus, was mir persönlich am wertvollsten oder notwendigsten erscheint, daß es kommuniziert werde. [...] Ich kann mir wichtig erscheinende Themen oder Fragestellungen in meinen Konzerten verarbeiten, um wiederum meine Zuhörer zum Nachdenken anzuregen. Dieser Ansatz opponiert gegen den von mir vielfach empfundenen Ausschluß klassischer Musikerlebnisse aus der Atmosphäre einer tiefgehenden und das eigene Sein verändernden Erfahrung, wie wir sie z. B. ohne zu zögern mit einem Theaterbesuch verbinden würden.
Über Konzerteinführungen: Meiner Ansicht nach sind solcherlei Einführungen eher hinderlich. Mit theoretischen oder biographischen Einzelheiten und Erläuterungen soll der Zugang zu den entsprechenden Werken erleichtert werden - dabei bleibt das Musikwahrnehmen doch immer nur durch Hören derselben möglich. [...] Muïesis schreibt nichts vor. In muïetischen Programmen werden die Werke präsentiert wie sie sind. Der Rahmen, in dem sie sich entfalten, ist ein anderer: Durch übergeordnete Themenschwerpunkte, mit denen jeder Konzertbesucher etwas anzufangen weiß, weil sie lebensnah sind und ihn auf emotionaler Ebene berühren, werden die ausgewählten Musikwerke noch immer direkt zugänglich gemacht, nicht indirekt in der Weise, daß allerhand Wissenswertes über sie erklärt und eingetrichtert wird. Muïesis ermöglicht einen unmittelbaren Zugang und macht somit jede Einführung redundant.
Über das Lehrende auf der Bühne: Ich versuche mit Muïesis, den Menschen ein Erleben zu schenken, das sich nicht bereits auf dem Nachhauseweg vom Konzertsaal verliert, sondern das ihnen vielmehr Bereicherung für die nächsten Tage oder gar länger beschert. Wenn mir das gelingt, werden sie in zwingender Folge die Musik wieder hören wollen, sich also bemühen, die entsprechenden Kompositionen in ihr Leben zu integrieren und auch neue kennenzulernen. [...] Jede Form der Belehrung liegt mir fern. [...] Was Muïesis an pädagogischen Qualitäten innewohnt, könnte man vielleicht am ehesten als Möglichkeit oder Entgegenkommen beschreiben. Ich biete etwas an, diktiere niemals!
Interview (auszugsweise) v. Lukas Weerth m. Heloïse Ph. Palmer, Mai 2014 - z. vollständigen Text
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Neue
Wege
beim
Klavierabend.
Was
sinnvoll
eingesetzte
Imagination
und
Kreativität
vermögen,
war
bei
dem
Konzert
mit
der jungen
Heloïse
Ph.
Palmer
im
Stuttgarter
Piano
Zentrum
zu
besehen.
Anstatt
am
Klavier
alte
Schlachtrösser
aufzuzäumen
oder
irgendeinen
oberflächlich
reißerischen
Gag
anzuwenden,
vertraute
H. Ph.
Palmer
allein
auf
die
Kraft
der
Poesie
und
auf
ein
übergreifendes
Konzept, "Palästina",
‐‐‐
und
traf
ins
Schwarze.
Sorgfältig
ausgewählte
Texte
und
ebenso
sorgfältig
ausgewählte
Klavierwerke
hierzulande
völlig unbekannter
Komponisten
aus
Israel
und
Ägypten
unterstützten
sich
gegenseitig
in
der
Erzeugung
einer
aparten
Stimmung,
die
gleichwohl
die
jetzige
Situation
in
Palästina
reflektierten.
Dass
Frau
Palmer
nicht
von
vorgestern
ist,
stellte sie
eindrucksvoll
unter
Beweis,
indem
sie
mutig
für
eine
adäquate
Textausdeutung
auch
den
Klavierklang
verfremdende
Elektronik
bis
hin
zu
Passagen,
die
der
Geräusch‐Ästhetik
der
"musique
concrete"
verpflichtet
sind,
einsetzte.
Überraschende
Ausflüge
zu
von ihr
selbst
gespielten
anderen
Instrumenten
(Perkussion,
Flöte)
rundeten
das Bild
dieser
"poetic
performance"
ab,
die
in
eine
neue
Dimension
von
"Konzert"
führte,
nach
der
der
geistesgegenwärtige
Musikliebhaber
heute
hungert.
Man
darf
auf
weitere
Abende
von
Heloïse Ph.
Palmer gespannt
sein.
Julian
Teuremer,
Stuttgart,
27.
Januar
2013
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Muïesis ist eine Konzertpraxis, in der es darum geht, einen Kontext zu schaffen, etwas, das leicht übersehen wird bei der Ausführung von und dem Nachdenken über Musik. Ein muietischer Kontext ist ein relativistisches Bezugssystem. Er verhält sich relativ zu einem bestimmten Zeitpunkt und damit Publikum. Er kann sowohl als Ebene künstlerischen Ausdrucks fungieren als auch, und das ist wichtig, als Brücke zwischen verschiedenen Musikrichtungen und -stilen.
Muiesis bietet eine Lösung für die Problematik von Live-Aufführungen im Zeitalter der Tonaufnahmen. Aufzeichnungen ermöglichen dem heutigen Publikum eine allgemeine Kenntnis über viele Musikstile, deren ursprünglicher Kontext jedoch verschwunden ist: Wir sind weder Mönche des 12. Jahrhunderts, noch Aristokraten des 16., weder Amateurpianisten des 19., noch Musikspezialisten des 20. Jahrhunderts und so fort...
Tonaufnahmen mögen die beste Möglichkeit sein, spezifische musikalische Stilrichtungen kennen zu lernen, sie bieten diese jedoch ohne Kontext an. Dieser muß von jedem einzelnen Zuhörer selbst geschaffen werden. Isoliertes, individuelles Hören und Kontextualisieren kann wohl kaum als Kultur bezeichnet werden.
Muietische Konzerte liefern daher den vom heutigen Publikum benötigten und ausdrücklich für dieses entworfenen künstlichen, künstlerisch relevanten Kontext.
Diese Art Konzertpraxis hat Vorboten und Wegbereiter:
Pierre Boulez gestaltete oft seine Konzerte in der Weise, daß sie eine Komposition des klassischen Repertoires, die eines bereits etablierten lebenden Komponisten und eine Uraufführung eines noch nicht bekannten Komponisten enthielten. Sicherlich ist es wahrscheinlicher, daß das Publikum unbekannter Musik aufmerksam zuhören wird, wenn ihm diese in nachvollziehbaren, bekannten Kontext präsentiert wird.
Für mich ist Muïesis jedoch am ehesten der Konzertpraxis Karlheinz Stockhausens verwandt. Stockhausen war sich durchaus bewußt, daß eine reine, aufgezeichnete elektronische Musik in gewisser Weise tot ist, bediente sich daher u.a. theatralischer Mittel, um seine Musik lebendig zu halten. Er hat jedoch seine Konzerte als Gesamtkunstwerke konzipiert: Sie beinhalten nur seine eigenen Kompositionen und der theatralische Kontext bleibt vom Zeitvergehen unbeeinflußt.
Heloïse Ph. Palmer ist, soweit mir bekannt, die erste Künstlerin, die diese Techniken erfolgreich einsetzt, um verschiedene musikalische Stile und Zeitepochen im Rahmen eines einzigen Konzertabends zu transzendieren. Daß sie zudem eine erstrangige Pianistin ist, ist ein zusätzlicher Bonus. Herzlichen Glückwunsch! Die Welt dreht sich weiter!
James Ingram, Komponist, Juni 2013
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aus: Der "andere" Klavierabend
Klavierabende sind seit Jahrzehnten in einer gewissen Routine erstarrt. Sie verlaufen immer in der gleichen Art: Der Künstler kommt, spielt seine angesagten Stücke, vielleicht noch die eine oder andere Zugabe, und das war es dann. Heloïse Ph. Palmer hat über diese Gleichförmigkeit nachgedacht und ein neues Konzept entwickelt, das mich beeindruckt hat. [...] Die Musik korrespondiert durchaus mit den Texten, die als Denkanstöße den Hörer gefangen nehmen und auch noch lange nach dem Konzert nicht loslassen. Heloise Ph. Palmer verfügt über eine makellose Technik und ist in der Lage, die Gefühlswelt ihrer Musik auf ihr Publikum zu übertragen.
Wolfgang Hahn, Konzertbesucher, Mai 2013